Chorumgang

Besonders sehenswert sind an den inneren Wänden des südlichen Chorumgangs die Sandsteinfiguren, die Jahrhunderte lang die Fensterblenden der Querschiffgiebel geschmückt hatten und seit 1957 zum Schutz vor weiterer Verwitterung in der Kirche aufgestellt sind. Sie werden auf das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts datiert und lassen den Einfluss der nordfranzösischen Kathedralplastik erkennen. Ihr ursprünglicher Standort war vermutlich die Andreaskirche.

Am besten erhalten und von adliger Schönheit ist die Marienfigur. Die Figur links neben ihr (heute ohne Kopf) stellte den Engel dar, der in lebhafter Bewegung auf Maria zuschreitet und ihr die Geburt Jesu ankündigt, während Maria demütig und mit abwehrender Handhaltung die Botschaft empfängt. Ganz links steht ein Engel mit Gewand oder Trockentuch über dem Arm, der bei der Taufe Jesu assistiert. 

Weiter hinten im Chorumgang finden wir die Figur eines bärtigen Heiligen, die draußen über dem Südportal des Querschiffs ihren Platz hatte und deshalb in der Literatur irrtümlicherweise häufig als Ludger bezeichnet wird.

Direkt über dem Südportal war auch die sandsteinerne Inschrift angebracht, die jetzt am Anfang des südlichen Chorumgangs gleich links ausgelegt ist. Sie ist das erste eindeutige schriftliche Zeugnis aus der Baugeschichte der Ludgerikirche, das leider schon seit Jahrhunderten stark verwittert und dadurch lückenhaft war. Der Norder Altphilologe Gerd Dickers hat diese Inschrift 1985/87 nach eingehenden wissenschaftlichen Studien entschlüsselt und ergänzt. Der Text, der sich auf den Wiederaufbau des Querschiffs bezieht, lautet (nach Auflösung aller Abkürzungen): „Anno domini mccccxlv istud aedificium est reparatum adiutorio nobilis / domicelli Ulrici, in Norda capitalis, per providentiam concuratorum et Nordensium“ – „Im Jahre des Herrn 1445 ist dieses Gebäude wiederhergestellt worden mit Hilfe des edlen Junkers Ulrich, des Häuptlings zu Norden, durch die Fürsorge des Pfarrkollegiums und der Bürger von Norden“. Flankiert wird die Inschrift durch zwei Wappen, links das Norder Wappen mit den drei Sporen und rechts das Wappen der Cirksenas mit dem Jungfrauenadler, die wie zwei angehängte Siegel die Urkunde beglaubigen. Außen am südlichen Querschiffgiebel sind seit 1985 ergänzte Kopien dieser Inschrift, der Wappen und der Figuren angebracht.

An den Pfeilern findet man viele Epitaphe (meist hölzerne Erinnerungstafeln) und im Fußboden steinerne Grabplatten, teils auch aufgestellt an der Nordwand. Wie schon das Grabmal des Unico Manninga (s.o.) zeugen sie davon, dass der Raum unter dem Kirchenfußboden früher als Begräbnisstätte genutzt wurde.