Norden/ ela – Die Bewertung der kleinen Besucher fällt einhellig und knapp aus: „Gut“, sagt die vierjährige Pauline Brau. „Gut“, sagen auch der vierjährige Joost Kersten und sein Freund Jakob Fleck. Auch wenn dies Wort Gefallen ausdrückt, macht es nicht gerade deutlich, wie begeistert die drei und mehr als 200 Kinder und ihre Eltern und Großeltern noch gerade vom ersten „Mozart-Konzert für Kinder“ waren, das sie in der Ludgerikirche Norden gesehen und vor allem gehört haben: Sie haben immer wieder und manchmal sogar zu früh laut geklatscht, gelacht, aufmerksam und gespannt die Geschichte vom nächtlichen Besucher Mozarts angeschaut und viele geben zum Ende „Standing Ovations“. Und vor allem haben sie Mozart persönlich gesehen, ihn als Musiker erlebt.
Zum ersten Mal gab es ein solches speziell für Kinder bestimmtes Konzert in der Kirche. Das Nordwestdeutsche Barockorchester, und die Ludgerikantorei Norden sowie Solosänger aus Weimar, Berlin, Hamburg und Esens, die unter der Leitung von Thiemo Janssen noch das Requiem von Mozart, sowie ein Cello-Konzert von Carl Philipp Emmanuel Bach spielten, bewiesen sich als bestens geeignet, Mädchen und Jungen die für viele eher unbekannte und manchmal so ernste klassische Musik näher zu bringen. Und das auf fröhliche Weise – selbst wenn es sich um ein Requiem handelt, das, so lernten die Kinder übersetzt „Ewige Ruh“ bedeutet.
Erklärt hat es den Kindern Mozart selbst, der plötzlich und unter viel Applaus die Kirche betrat. Es muss gesagt werden: Thiemo Janssen hat diese Rolle in passendem Gehrock und unter weißer Perücke wunderbar gemeistert. Ein Kind war so beeindruckt, dass es laut in eine plötzliche Stille der Kirche fragte: „Bist du der echte Mozart?“
Klar war er das. Zu Anfang stellte Mozart den Kindern die Sänger und natürlich die einzelnen Instrumente vor: „Spiele er mir mal die Geige vor“, sagte er und zeigte auf den Ersten Geiger. Raimund Wartenberg erhob sich und spielte den Kindern einige Takte vor. Mozart stellte auf diese Art den Kindern jedes Instrument im Orchester mit Namen vor und ließ demonstrieren, wie es klang: Die Musiker selbst bewiesen ihren Spaß an diesem Kinderkonzert und ließen fröhliche Musiken – manche von Mozart selbst komponiert – erklingen. Die Trompeten stellten sich mit „Hey Pippi Langstrumpf“ vor. Klasse.
Und dann hörten die Kinder Stücke aus dem Requiem von Mozart. Sie waren ganz gebannt. Auch als die Solo-Sänger Marietta Zumbült (Sopran), Ursula Thurmaier (Alt), Knut Schoch (Tenor) und Jan-Bernd Strauß (Bass) und die große Ludgerikantorei ihr Können demonstrierten, herrschte Ruhe in der Kirche. Die Kinder, Eltern und Großeltern konnten sich wie in einem richtigen Konzert fühlen. Das lag nicht zuletzt daran, dass Musiker und Sänger sich schicke Anzüge und Kleider angezogen hatten. Alles, wie in einem ganz normalen, großen Konzert.
Thiemo Janssen bewies schauspielerisches Talent, als er nach etwa zehn Minuten mit dem Dirigieren aufhörte, seinen Taktstock hinlegte, sich in in die Mitte der Kirche an einen kleinen Tisch setzte und anfing, zu komponieren, also Noten auf ein Blatt zu schreiben. Plötzlich bollerte es an die Kirchentür und ein Mann mit einer Maske (gespielt von Wolfhard Schoen) eilte geheimnisvoll herein. Er bot Mozart Geld, wenn er seinem Auftraggeber ein Requiem schreibe. Mozart nahm schließlich an. Wer sich hinter der Maske verbarg und wer der Auftraggeber war, wusste Mozart nicht.
Diese kurze Unterbrechung der Musik und des Gesangs war gut überlegt, denn einige der kleinen Besucher wurden auf ihren Sitzen unruhig. Nach gut einer halben Stunde war das Mozart-Konzert für Kinder beendet. Und alle waren begeistert. Nicht nur die ganz kleinen Gäste, auch die älteren, wie der zwölfjährige Keno Kersten: „Das Konzert war schon gut – aber dass mit Mozart war schon eher etwas für Kleineren.“ Sein Vater Jann Kersten meinte: „Dies Konzert für Kinder war eine tolle Idee.“ Auch der Erste Geiger Raimund Wartenberg sagte begeistert: „Das hat mir sehr viel Freude gemacht. Die Kirche war voll mit jungen Familien.“
Dank Agnes Luchterhandt, wie Thiemo Janssen Kantorin in der Ludgerigemeinde, wissen alle Besucher übrigens auch, wer der Auftraggeber des Mannes mit der Maske war: Ein Fürst wollte das Requiem, das Mozart ihm schrieb, später als sein eigenes ausgeben. Deshalb wollte er unerkannt bleiben. Da haben sicher auch viele Erwachsenen etwas Neues gelernt.