Orgelkonzerte

Unsere internationalen Sommerkonzerte fanden vom 3. Juli bis 28. August 2024 mittwochs um 20 Uhr statt

Seit Jahrzehnten ziehen die Internationalen Sommerkonzerte in Ostfrieslands größter spätmittelalterlicher Kirche Musikbegeisterte aus nah und fern an.  Die berühmte Arp-Schnitger-Orgel beeindruckt ihre Zuhörer nicht nur durch die Vielfalt ihrer unvergleichlich schönen Klangfarben, sondern durch die komplexe Klangabstrahlung im dreiteiligen Kirchenraum. Dieser wird durch die neue Beleuchtungsanlage buchstäblich in ein ganz neues Licht getaucht.

Auch in dieser Saison konnten wieder international renommierte Solisten für die Sommerkonzerte engagiert werden.

Die neun Konzertabende finden von Anfang Juli bis Ende August statt, immer mittwochs um 20 bis ca. 21 Uhr. Zu Beginn gibt es eine kurze Einführung ins Programm. Tickekts gibt es ab 19 Uhr nur an der Abendkasse für 10 € (erm. 6 € außer Senioren).

Letztes Konzert am 29. August 2024

Ostfriesischer Kurier vom 30.08.24

Babette Mondry Konzert am 7. August 2024

Alle waren zur rechten Zeit am rechten Ort: die Künstlerin, das Publikum: um eine gemeinsame Stunde mit einem Schmuckstück zu verbringen. Klingt abwegig? Nicht, wenn das Schmuck-stück weit mehr kann als zu glitzern und gut auszusehen, wenn es klingen und singen, springen und schwingen, brausen und sausen kann. Die Arp-Schnitger-Orgel in der Ludgerikirche ist ein wahres Schmuckstück, und ihre Freude an und über dieses Instrument teilte die Organistin Babette Mondry (Thun/Basel) am Mittwoch den zahl-reichen Besuchern gleich in doppelter Weise mit: in einer kurzen Programm-Einführung und vor allem durch ihr Spiel, das die wandelbare Vielseitigkeit der Orgel bestens zur Geltung brach-te. Register zu ziehen ist nicht schwer; das nahezu pfingstliche Stimmengewirr in Harmonie miteinander zu bringen, dazu gehört ein gutes, ein feines Gespür. Welche Klangfarben passen gut zueinander? Wie die Register so kombinieren, dass sich weder ihre Farben noch sie sich gegenseitig in der Lautstärke überdecken? Welche Charaktere vertragen sich gut? Wer ist gar so dominant, dass ihm eine Solistenrolle zusteht? Konzertant Orgel zu spielen bedeutet nicht nur, virtuos mächtige Klänge zu produzieren; es bedeutet Dramaturg, Regisseur, Choreograph, Teamleiter zu sein, um aus dem Duo Interpret/Orgel ein Dreamteam zu erschaf-fen. Babette Mondry brachte all diese Fähigkeiten mit, und so wurde aus jedem Programmpunkt ein anregend- aufregender Hörgenuss. Nikolaus Bruhns sei ein junger ideenreicher „Wilder“ gewesen, und tatsächlich strotzte sein Praeludium in e-Moll nicht nur von Kehrtwendungen und rhythmischen Haken. Da bekam man zusätzlich die Idee der Gestalt eines innovativen Voranstürmers, der mit Esprit und Energie einen Ausdruckstanz hinlegte. Mondrys Interpretationen erfüllten auch die anderen Werke mit Lebendigkeit und Entschiedenheit im jeweiligen Habitus. Etwa die drei Verse über Psalm 24 (Anthony van Noordt), die unterschiedlicher nicht sein konnten, von einer singenden Schalmei über quirlige Verzierungen bis hin zu ma-jestätischer Wucht der Pedaltrompeten, begleitet von strahlendem Plenumglanz, kopfverdrehender, tönender Weihrauch. Und da die Reformierten den nicht benutzen: überwältigende Würde. Ob so behutsam wie Anfang und Ende von Buxtehudes Passacaglia, ob dessen charmante kleine Fuge in C-Dur aus lauter Vogelgezwitscher, oder die Bachsche Version eines Oboenkonzertes von Marcello: in straffen, frischen Tempi und schwingendem Gestus erklangen sie alle. Doch Dramaturgin Mondry hatte für die Sesquialtera, ein sonores Soloregister, noch einen großen Auftritt in Francisco Correa de Arauxos Tiento LVIII eingeplant: über einem kräftigen, dennoch zurückhaltendendem Unterbau erhob sich eine ausge-zierte Koloraturenstimme, deren glasklare Virtuosität alles bis dahin Gehörte noch übertraf. Manch einer wollte zu einem Zwischenapplaus ansetzen, doch den großen Beifall gab es nach dem ebenso großen Finale mit Scheidemanns „Bene-dicam dominum“, in dem Mondry allen noch einmal eine Bühne gab: den Krumm-hörnern, Flöten und anderen, dem Plenum, dem Tanz und dem Gesang, Echo und Zimbelstern. Dreamteam Schnitger-Mondry. Zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein und etwas Großartiges erlebt zu haben: das nimmt man für sich selber eine lange Zeit mit.                                                                 Barbara Fischer

 

Konzert Vierhändig! am 14. August 2024

Ein Miteinander der besonderen Art
Sommerkonzert in der Ludgerikirche – mit vier Händen statt zwei

NORDEN Begeisterter Beifall zwischendurch, nicht weniger begeisterter am Ende – aber eine Zugabe ist nun mal nicht vorgesehen am Ende der Orgelkonzerte im Sommer mittwochs in der Norder Ludgerikirche. Und das ist auch gut so. Soll man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist…? Viele Besucher gingen mit einem „War das nicht schön!“ auf den Lippen nach Hause. Hatten einen Einblick bekommen, wie das sein könnte, wenn Thiemo Janssen und Agnes Luchterhandt daheim musizieren, wenn vier Hände dem Klavier, dem Flügel Töne entlocken.

Stimmt nicht ganz – die Arp-Schnitger-Orgel steht nun mal in der Ludgerikirche, und die Truhenorgel vermutlich auch nicht zu Hause im Wohnzimmer… Also ab in die Kirche! Und da wollten nicht zum ersten Mal in diesen Wochen am Mittwoch doch sehr viele Gäste dabei sein. Mal keinen Solist am Instrument hören (oder nur selten), sondern ein Miteinander, sei es an der Orgel, sei es in der Kombination Flügel und Truhenorgel. Ein Heimspiel des Organistenpaares mit besonderen Klängen!

Wie von Janssen angekündigt ein „klassischer Beginn“ mit Buxtehudes Praeludium in d-Moll. Agnes Luchterhandt lud damit ein in eine stimmungs-, geheimnis- und genussvolle Stunde. Das war so etwas wie ein ehrfürchtiges Ankommen mit der großen Orgel in Ludgeri. Zu zweit verdeutlichten Janssen und Luchterhandt anschließend, dass auch ein Mozart aus diesen Orgelpfeifen erklingen kann. Schon hier wurde es fröhlich sommerlich – bei angenehmen Temperaturen ein Schwelgen im Klangraum. Bis irgendwann der eine oder andere Blick auch zur Decke ging: Sind Vögel in der Kirche? Es zwitschert doch unentwegt… Eben ein besonderes Konzert!

Das mit Stücken von Wilhelm Friedemann Bach und Antonin Dvořák noch einmal einen ganz neuen Charakter bekam. Obwohl – mit dem ausgesuchten Programm sehr gut hingeführt, man brauchte sich nicht lange einzuhören in die Kombination Truhenorgel und Flügel beim Bach-Stück, konnte sich hineinhören, wie die Instrumente miteinander spielten und agierten, sich die Klangfolgen „zuwarfen“, sie auffingen, weiterführten. Das Wort Spiel bekam hier noch einmal eine neue Bedeutung – zauberhafter Art. Gerade an diesem Moment des Abends war es immer wieder auch ein ganz bewusstes Hinhören – wie klingt was auf welchem Instrument? Hart, zart, verspielt? Welches „kleckert“, welches „gluckst“? Es sei ein Ausflug in die Kammermusik, hatte Luchterhandt vorab erzählt und dann auch auf die „Hausmusik“  Dvořáks hingewiesen, die nach Bach erklingen durfte.

Vier Hände am Flügel – und ein Sprühen von Freude, aber auch von Tiefe, gefühlt ein Hören des Lebensweges mit eben allen Höhen und Tiefen, mit Dramatik, Sehnsucht und eben ganz viel Gefühl! Nun aber die große Arp-Schnitger-Orgel nicht vergessen – die Mendelssohn-Bartholdy Orgelsonate blieb Janssen überlassen, noch einmal ganz neue und manchmal ungewohnte Klangfolgen und ein Einblick in Möglichkeiten, aber auch Grenzen. Der Abschluss wie eine Versöhnung mit der vierhändigen „Reformation“-Fantasie über Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Wilhelm Rudnick. Ein, das hatte Janssen vorab schon angemerkt, nicht ganz so bekannter Name – na und? Da blitzte noch einmal ein Strahlen auf, ein sehr passender krönender Abschluss dieses „Miteinander-Konzertes“. Eine Zugabe hätte das Gesamt-Ensemble tatsächlich am Ende zerstört, so aber gingen alle mit vielfältigen berauschenden Orgel- und Flügelklängen nach Hause.                                

Foto und Artikel: Irmi Hartmann

Balint Karosi aus New York am 26. Juli 2023

Orgelkonzert Wolfgang Zerer vom 2. August 2023

Wir bedanken uns herzlich für die großzügige Förderung der Internationalen Sommerkonzerte bei der Ostfriesischen Landschaft - Regionale Kulturförderung
und dem Verein für Orgel- und Musikkultur in der Ems-Dollart-Region (OMGO e. V.)