Der Alte Friedhof als ökologische Nische

Der Alte Friedhof in Norden birgt große Chancen für den Naturschutz, als ökologische Nische schafft er wertvolle Rückzugsräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Die grüne Oase mit dem alten Baumbestand wirkt sich positiv auf das Stadtklima, die Luftreinhaltung und das Wohlbefinden der Menschen aus. Stille Erholung und Naturbeobachtungen sind mitten in der Stadt möglich. Viele Vogelarten, verspielte Eichhörnchen, aber auch Igel, Steinmarder, verschiedene Mausarten finden Lebensraum und Versteckmöglichkeiten in den höhlenreichen Laubbäumen und Mauernischen. Die Vielfalt der Insekten bleibt den Menschen meist verborgen – sie ist aber von besonderer Bedeutung für lebendige artenreiche Grünflächen.

Der gesamte Baumbestand des Alten Friedhofs ist seit 1955 als Naturdenkmal ausgewiesen. Beeindruckend ist der alte Laubbaumbestand mit heimischen Bäumen: Eiche, Buche, Birke, Hainbuche, Bergahorn, Spitzahorn, Esche, Ulme und Linde. Dazu fremdländische Gehölze wie Robinie, Kastanie, Platane oder Urweltmammutbaum.

Der Alte Friedhof wird ganz bewusst nur extensiv gepflegt. Ein großer Teil der Flächen wird nur zweimal im Jahr gemäht – der Umwelt und der Artenvielfalt zuliebe.

Der Alte Friedhof wurde inzwischen in ein besonderes Förderprogramm der Landeskirche Hannovers aufgenommen: Dabei geht es um die ökologische Aufwertung von kirchlichen Grundstücken und Friedhöfen. Für Norden wurden 2022 mehr als 2500 Euro bewilligt, im Wesentlichen für Materialien und Pflanzen. Gefördert werden ausschließlich Projekte, die der Biodiversität dienen.

Seither hat sich einiges auf dem Gelände verändert - mit Unterstützung von Ehrenamtlichen aus anderen Organisationen. Im März 2022 wurden 16 Nisthilfen für Eulen, Fledermäuse, Stare, Kleiber und Waldkauz aufgehängt. Vom NABU – der die Nistkästen auch weiterhin betreut. Eine aktive Männergruppe um Jupp Bohne pflanzte Anfang März 2022 bereits drei Wildkirschen und je eine Walnuss, Bergulme, Vogelbeere und Esskastanie auf dem Alten Friedhof, um den Baumbestand insgesamt zu verjüngen. Im September 2022 haben Freiwillige auf den noch freien Flächen 8000 Blumenzwiebeln gesetzt (Krokusse, Schneeglöckchen und andere Frühblüher).

Seit Juni 2023 gibt es einen Themenpfad. Die Ludgerikirchengemeinde informiert mit Hilfe einer großen Infotafel und 34 kleinen Infopunkten mit QR-Codes über die Geschichte des 1,5 Hektar großen Geländes sowie einzelner Grabsteine und Bäume. Er beginnt an der Gruft Postma und ist ausschließlich über den Trampelpfad zur Markt-Nordseite und die gepflasterten Wege erreichbar. Die Idee, die dahintersteckt: Den Alten Friedhof für die Menschen öffnen und sie für die historischen und ökologischen Schätze sensibilisieren, aber gleichzeitig die interessante Tier- und Pflanzenwelt schützen.

Seit September 2024 gibt es auf dem Alten Friedhof zwei Totholzhecken und damit einen Platz zum Ablegen von Ästen und Baumstämmen. Diese Totholzhecken sind eine tolle Möglichkeit, um die Biodiversität auf dem Gelände weiter zu steigern. Insekten, Amphibien, Reptilien, Spinnen, aber auch Vögel, Fledermäuse, Igel, Haselmäuse und andere Tiere profitieren vom Totholz. Dabei gilt: Je dicker das Totholz, umso besser ist es als Lebensraum geeignet und umso mehr Nahrung ist zu finden. Vor allem Totholz, das von der Sonne beschienen wird, und stehendes Totholz sind artenreich. Hier tummeln sich im Sommer zahlreiche Insekten wie die Blaue Holzbiene, aber auch Eidechsen und andere wärmeliebende Arten. Nicht nur in warmen Sommern ist Totholz Lebensraum, auch im Winter halten sich hier viele Tiere auf. Sie überwintern sicher im Schutz des Geästs am Boden, in Käferbohrlöchern, unter der Rinde und anderen Hohlräumen. Ein bekannter Wintergast ist der Igel. Aber auch Kröten und manche Insekten überwintern in einem Totholzhaufen.