Im Rahmen der Ausstellung "Unsichtbares sichtbar machen - das KZ vor der Haustür"
Arbeiten von Herbert Müller über Engerhafe 1987 bis 2023 zu sehen vom 2. Juni bis 31. Juli 2023 im Chorumgang der Ludgerikirche
Kommemorative Praxis nach 1945, Berlin 2023
Die Gedenkkultur, die den Verfolgten des NS-Regimes gewidmet ist, trifft seit einiger Zeit auf scharfe Kritik: Die Rituale des Gedenkens seien schal geworden, inhaltsleer und von hilfloser Rhetorik geprägt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was der Begriff des Gedenkens eigentlich meint. Woher rührt – trotz aller Kritik – die Beharrungskraft der Formensprache des Gedenkens, welche Funktion und Bedeutung kommt der Gedenkkultur nach wie vor zu?
In ihrem Vortrag skizziert Insa Eschebach Traditionen öffentlichen Gedenkens: Dominierte nach 1945 lange Zeit die Formensprache des nationalen Totenkults, sind seit Ende des 20. Jahrhunderts neue Formen öffentlichen Gedenkens zu beobachten. Erinnerungskonkurrenzen verschiedener Opfergruppen, „memory activism“ und identitätspolitische Vergangenheitsbezüge stellen die Gedenkkultur vor neue Herausforderungen. Nicht zuletzt geht es um die Frage, ob man auch künstlerische Auseinandersetzungen mit den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen - wie die von Herbert Müller - als eine Form des Gedenkens beschreiben kann.